Beleuchtung

Erst 1986 wurden die Ordonnanzräder mit einer elektrischen Lichtquelle (Dynamo mit Scheinwerfer und Rücklicht) versehen.

Welche Lampen in den Jahren 1905 und 1906 an die Ordonnanz-Fahrräder montiert wurden, ist unbekannt. Es könnten Karbid-Lampen der Firma Otto Scharlach (Metallwaren, Nürnberg/D) gewesen sein, da diese Firma damals eventuell auch die ersten Veloglocken lieferte.

Ab 1932 wurde das Militärvelo mit einem runden roten Rückstrahllicht versehen, einem Adax-Katzenauge (Firma ADAX SA, Bevaix/NE). Und 1943 wurde das schwarze Schutzblech hinten teils weiss angestrichen. Ab 1955 montierte man ein weisses Katzenauge.

Ab ca. 1950 erhielten die Ordonnanzräder, welche als Diensträder eingesetzt wurden (Korpsmaterial, Instruktionsfahrräder, Fahrräder der Militärverwaltung und der Festungswachtformationen) eine elektrische Fahrrad-Lichtanlage

  • Lampe:
    • mit glattem Lampenglas und schwarzem Lampen-Gehäuse.
    • vernickeltem Lampenring
    • Glühbirne 6 V  /  0.35 W
  • Dynamo:
    • verchromter Dynamo der Marke Siluma (Siluma AG, Biel)
    • mit 1 Spule
  • Rex in Biel (die haben ganz sicher die Kleinteile fürs Rücklicht sowie die roten Kunststoff-Teile hergestellt.
  • AluRex AG, Eschlikon/TG). Beteiligung unbekannt

Karbidlampe „Decker“ Neuchâtel

Die Decker SA ist ein Familienunternehmen im Kanton Neuenburg, das 1884 von Jules Decker gegründet wurde. Das Unternehmen hat sich im Laufe der Zeit in verschiedenen Bereichen entwickelt und hat sich dann auf industrielle Blecharbeiten spezialisiert. Mehr Infos zur Geschichte des Unternehmens auf der Firmenwebsite

Acetylenlampe der Firma Jules Decker in Neuchåtel, ab 1907 als Korpsmaterial der Radfahrertruppen.
– Mit eingestanztem Schweizerkreuz und eingestanzter Seriennummer
– Mit weissen Email-Reflektor
– Weitere Exemplare im Blog

Hier ein Auszug aus «Das Ordonnanzrad in der Schweizer Armee» Band II, Carl Hildebrandt:

Vor 1904 rückten die Radfahrer mit ihren eigenen Rädern ein, die mehrheitlich noch mit Petroleum-, Öl- und Kerzenlampen ausgerüstet waren und zum Privateigentum des Radfahrers gehörten, wofür der Radfahrer mit dem vom Militärdepartement festgelegten Abschatzungsbetrag entschädigt wurde. Als dann die Armee über eine genügende Anzahl Laternen für die Normalfahrräder verfügte, wurden diese den Radfahrern zu Beginn ihrer Dienstleistung leihweise abgegeben und anlässlich der Demobilmachung wieder eingezogen und durch das Zeughauspersonal instand gestellt. Damit entfiel die Haltung einer kostspieligen Ersatzteilreserve für die unterschiedlichsten Fahrradbeleuchtungen und auch das Reparaturwesen konnte dadurch vereinfacht werden.

Da sich nicht jeder Radfahrer von seiner Petroleum-, Öl- und Kerzenlampe trennen wollte, waren diese noch eine Zeit lang im Strassenverkehr anzutreffen. Beim Kauf eines Fahrrades jedoch kam für die Radfahrer grösstenteils die Azetylenlaterne in Frage, denn das Karbid war billig zu haben und die teuren elektrischen Lampen waren erst im Aufkommen begriffen. So stand die Karbidlampe, die nun hinsichtlich der Lichtwirkung und Sturmsicherheit einen höheren Grad der Vollkommenheit erreicht hatte, noch immer an erster Stelle und auch die Behandlung und der Unterhalt machten wenig Umstände. Lange Zeit gab die ungenügend widerstandsfähige Schwebevorrichtung öfters zu Klagen Anlass. Ein unverhoffter starker Stoss des Rades reichte aus, um die Feder der Schwebe zu brechen. War das geschehen, ging das Klappern los und man behalf sich dadurch, ein Taschentuch oder Holzstückchen zwischen die Schwebe zu stecken.

Auch die Befestigung und der Verschluss des Karbidbehälters machten lange Zeit Schwierigkeiten. Gas strömte zeitweise nicht in den Brenner, sondern durch den Verschluss, worauf die Laterne oft lichterloh brannte. Alle Dichtungsringe und scharfes Anziehen der Schrauben oder des sogenannten Bajonettverschlusses halfen nichts. Weiteren Ärger brachte ein verstopfter Brenner. War das eine Loch verstopft, schoss aus dem anderen gewöhnlich eine starke Stichflamme hervor, die das Lampenglas zum Platzen und die Brennerhaube zur Auflösung in ihre einzelnen Bestandteile brachte. All diese Mängel hatte die Acetylenlampe nun abgelegt und wurde beinahe als vollkommen gerühmt.

Um richtig funktionieren zu können, gab man für deren Behandlung nachfolgende Ratschläge, die auch die militärischen Fahrrad-Reparateure nutzbringend anwendeten:

«Obgleich die Behandlung so einfach ist, sieht man doch häufig genug, wie schnell auf den Ruin der Lampe hingearbeitet wird. Die meisten und folgenschwersten Fehler werden bei der Entleerung des Karbidbehälters begangen. Der Behälter soll möglichst bald nach der Benutzung der Lampe entleert werden, weil die Karbidrückstände sonst immer härter werden und nach einiger Zeit nur unter Anwendung grösster Gewalt wieder entfernt werden können. So kann man beobachten, dass, jemand seine Laterne wochenlang mit verbrauchtem Karbid hängen gelassen hatte. Nun sollen die Rückstände entfernt werden. Zunächst wird wie verrückt auf einen Stein vergeblich geklopft, wobei sich der Rand des Behälters verbiegen kann und Einbeulungen und Risse davontragen. Dann wird ein Schraubenzieher hervorgeholt, mit dem wird in die harte Masse herumgebohrt und Stückchen um Stückchen losgelöst. Geht das zu langsam, dann wird mehr Gewalt angewandt, bis schliesslich die Wandung des dünnen Karbidbehälters durchstossen ist. Die Laterne ist dann natürlich zum Teufel.

Wäre der Behälter bald nach dem Gebrauch der Laterne entleert worden, so hätten sich die Rückstände leicht entfernen lassen, ein leichtes Aufklopfen hätte dazu genügt. So eine kleine Karbidlampe kann eben nicht so dauerhaft gearbeitet sein, dass der Rand des Karbidbehälters starke Schläge aushält, andererseits kann die Wandung des Behälters nicht so stark sein, dass sie die Bearbeitung mit einem Schraubenzieher oder spitzen Messer aushält.

Aehnliche Fehler werden beim Füllen des Behälters gemacht. So kann man beobachten, dass der Karbidbehälter möglichst bis oben hin vollgestopft wird, damit die Brenndauer der Laterne eine möglichst lange sei, oder damit man in der Lage ist, die Laterne mit dieser Füllung öfter zu benutzen. Man soll stets nur so viel Karbid auffüllen, als man für die Fahrt nötig hat. Erstreckt sich die Fahrt auf mehrere Stunden, so fülle man lieber einmal nach, als dass man den Behälter bis oben hin vollstopft. Auf diese Weise nutzt man das Karbid nicht besser aus, als wenn man die trockenen Karbidstücke von den nassen zwecklos anstecken oder anfeuchten lässt. Man erspart sich dadurch wesentlich das spätere mühselige Sortieren der guten und der nicht mehr brauchbaren Karbidstückchen.

Noch verkehrter ist es, die Lampe gleich für mehrmaligen Gebrauch zu füllen. Man wird bei der zweiten Benützung die Erfahrung machen, dass die Laterne viel schwerer zum Brennen kommt und viel schlechter funktioniert, ausserdem aber auch viel mehr Russ ansetzt. Das ist nach dem eingangs Gesagten auch ganz erklärlich. Die Karbidrückstände verhärten sich mit der Zeit, sie lassen das eintröpfelnde Wasser nicht an die brauchbaren Karbidstücke heran, bieten dem Eindringen des Wassers Widerstand, verschmieren und verkitten die kleinen Oeffnungen, die dazu dienen sollen, das Wasser zum Karbid durchdringen zu lassen.

Das sind so die landläufigsten Fehler, die bei der Behandlung der Karbidlaterne gemacht werden, und sie haben zur Folge, dass der Karbidverbrauch nicht sparsam, sondern verschwenderisch ist, dass die Funktion der Laterne leidet und deren Lebensdauer wesentlich eingeschränkt wird. Auch der Brenner wird durch solche unsachgemässe Behandlung in Mitleidenschaft gezogen.

Falsch ist es auch, beim Ingangsetzen der Laterne gleich den Wasserhahn zu stark aufzudrehen. Damit ist zunächst eine zu grosse Verschwendung des Karbids verbunden, man merkt dies auch bald an der zu starken Gasentwicklung und häufig genug geht dabei die Laternenscheibe zum Teufel. Man soll beim Ingangsetzen der Laterne etwas Geduld haben und ruhig die ein oder zwei Minuten warten, welche bis zur Entwicklung des Gases verstreichen.

Möglichst vor jedem Gebrauch ist die Laterne frisch zu füllen. Wer das tut, der hat auch nicht übermässig lange auf das Anbrennen zu warten und kann sich das zwecklose Schütteln und Hineinpusten in die Laterne ersparen. Die zu starke Gasentwicklung ist zu vermeiden, denn dabei kommt die Laterne bald zum Ersaufen.

Auch die richtige Behandlung des Brenners ist von Wert. Man sorge dafür, dass die Flamme gleichmässig, nicht zu stark, aber auch nicht zu schwach, fächermässig brennt und nicht zischt. Stellt man das Rad ein, so soll man das Wasser abstellen, aber die Flamme sich nicht ausbrennen lassen, denn dabei entwickelt sich Russ, der die feinen Brennerkanäle allmählich verstopft, mindestens aber die Brenneröffnungen ungünstig beeinflusst.

Wer die Laterne nicht benützt soll das Wasser abstellen und die Lampe auslöschen. Man scheue dabei den Gasgeruch nicht. Ist dies doch der Fall, so soll man die Füllung gleich ausschütten. Die Brennerkanäle reinige man nicht mit der Nadel, sondern mit der Fahrradpumpe, und zwar möglichst dann, wenn der Brenner erwärmt ist.»

Am Schluss des Beitrages wurde vorsorglich darauf hingewiesen, dass diejenigen, welche den Anschaffungskosten einer Laterne aus dem Weg gingen, riskierten, mehr Strafgelder zu bezahlen, als eine Laterne koste. Jedenfalls sei die vorschriftsmässige Beleuchtung für den Radfahrer nicht nur aus Rücksicht auf die Polizei, sondern auch aus Rücksicht auf die Mitmenschen und auf sich selbst zwingend.



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